Mehr Frauen auf die Podien, aber…

Frauen an der Spitze und auf den Podien sind bei Kongressen und Tagungen, in den analogen und digitalen Medien und in den Führungsetagen unterrepräsentiert. Das ist eine Tatsache, die vermutlich kaum jemand leugnen wird. Weniger einig ist man sich hingegen in den Lösungsvorschlägen für dieses Problem. Ob Quote, freiwillige Verpflichtung oder abwarten, gibt es hier wirklich pauschale Lösungen? Und hilft es, bei jeder Agenda und bei jedem Newsletter darauf hinzuweisen, dass die Männer den meisten Raum einnehmen? Ich denke nein. Zumindest nicht unreflektiert und pauschalisierend.

Frauen, Podien, IT, Quote, Expertise2013 war ich beim Wirtschaftskongress Spitzenfrauen Baden-Württemberg. Wenn ich mich richtig erinnere, waren über 400 Teilnehmerinnen vor Ort, vielleicht fünf Prozent davon Männer. Die Atmosphäre war toll, die Kommunikation offen und frei heraus. Sehr schön! Von den – selbst da – überdurchschnittlich repräsentierten Männern auf den Podien und in den Workshops mal abgesehen. Es war eine Veranstaltung, die meinen Wunsch geprägt hat, mehr mit Frauen zu arbeiten, beziehungsweise mich von der selbstgefälligen „ich bin ja so wichtig“-Riege noch stärker zu distanzieren. Der männlichen und weiblichen „ich bin ja so wichtig“-Riege wohlgemerkt.

Doch zurück zu den Frauen auf den Podien. Inzwischen habe ich dazu nämlich eine deutlich differenziertere Meinung als noch vor einem Jahr. Ja, ich will sie noch immer. Unbedingt. Nur habe ich zwischenzeitlich erfahren müssen, dass sie sich in manchen Bereichen eben nicht herbeizaubern lassen, selbst wenn man sie noch so gern hätte und man sich noch so viel Mühe gibt. Zum Beispiel bei Veranstaltungen für Kräfte der obersten Führungsebene im IT Umfeld, die sich innerhalb ihrer Peergroup austauschen sollen und wollen..

Beispiel IT Branche

Die IT war lange Zeit die Männerdomäne schlechthin. Schuld daran war neben dem Nerdimage das alte Klischee, dass Technik was für Jungs sei. Erfreulicherweise hat sich beides in den letzten Jahren gewandelt: Das Nerdimage gehört inzwischen der Vergangenheit an und Frauen haben erkannt, dass die IT-Branche – vor allem auch in Anwenderunternehmen – spannende Jobs mit guter Bezahlung bietet. Es tut sich also etwas an der IT-Front. Soweit, so gut.

Kommen wir wieder zur Peergroup IT Management der obersten Führungsebene. Auch hier gibt es ein paar Frauen. Wenige, aber es gibt sie. Doch ebenso wenig, wie alle Männer auf die Podien wollen, wollen das automatisch alle Frauen, nur weil sie der passenden Peergroup angehören.

Es ist viel Überzeugungsarbeit nötig

Gehen wir von einer Gesamtzielgruppe von zum Beispiel 200 Personen aus. Davon sind knappe fünf Prozent Frauen, also maximal zehn. Diese zehn müssen müssen jetzt für die Veranstaltung folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • Expertise im relevanten Themenschwerpunkt
  • passende Firmengröße/Branche, um am Thema interessiert zu sein
  • Interesse, die eigenen Ergebniss zu präsentieren
  • ausreichend Kapazität, um die Präsentation vorzubereiten (zu lassen)
  • das GO der Unternehmensleitung haben
  • am geplanten Datum noch Platz im Terminkalender frei haben

Damit geht die Wahrscheinlichkeit, eine Frau auf dem Podium zu haben, in dieser Gruppe gegen Null. Egal, wieviel Mühe sich die Veranstalter geben.

Nicht jede Frau, die möchte, passt auch

Es streitet dabei niemand ab, dass es Frauen gibt, die in der relevanten Thematik Expertise vorweisen können, nur gehören sie eben nicht der Peergroup an. Und genau das ist eben in manchen Fällen zwingend nötig, um die nötige Akzeptanz für eine Veranstaltung zu erhalten. Bleibt also nur abzuwarten, bis mehr weibliche IT Fachkräfte herangereift sind und Führungspositionen besetzen. Die Chancen dafür stehen gut.

In der Zwischenzeit macht es keine Sinn, alle Veranstalter, alle Versender von Newslettern usw. pauschal dafür zu verdammen, dass sie Frauen nicht genug Raum geben würden. Manche von ihnen würden es ja, wenn die “vorhandenen” Frauen wollen würden.

6 Antworten zu „Mehr Frauen auf die Podien, aber…”.

  1. Vielen Dank für diesen Beitrag. 🙂

  2. Danke! Ein sehr schöner, differenzierter Beitrag zu dem Thema, der ohne Schuldzuweisungen auskommt. Gefällt mir!

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