Gunther Holtorf und Otto

Otto? Wer ist Otto? Otto ist eine blaue Mercedes G-Klasse. Aber nicht irgendeine. Nein, Otto hat in 26 Jahren 899.592 Kilometer in 2015 Ländern zurückgelegt. Und Otto gehört Gunther Holtorf. Beide habe ich beim Sommer-Special der Social Media Night im Mercedes Benz Museum Stuttgart zum ersten Mal gesehen.

Otto

Deshalb und weil mich Gunther Holtorfs Leben so an die aktuelle Entwicklung in meinem Umfeld erinnert, erscheint diese Buchbesprechung hier und nicht auf Leselustich. Denn die Reisen der Holtorfs könnten Inspiration für viele Digitale Nomaden der heutigen Zeit sein. Auch wenn ich bezweifele, dass man mit einem einzigen Auto heutiger Generation, das vollbringen könnte, was Otto geschafft hat.

Lust auf Abenteuer

Wie kommt man dazu, alles zurück zu lassen, ein Auto so um- und auszubauen, dass man darin leben oder zumindest schlafen kann und sich auf den Weg ins Ungewisse zu machen?

Man hat ein Job, in dem man sich mit der weiten Welt beschäftigt, zuletzt als Geschäftsführer der Charter-Airline Hapag-Lloiyd. Und man möchte nochmal neu anfangen, die weite Welt erfahren. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Die passende Begleitung findet Gunther Holtorf über eine Zeitungsanzeige:

Willst du um die Welt reisen? Suche unkomplizierte, sportliche Begleitung, bereit, eine Abenteuertour durch Afrika und Südamerika zu unternehmen.

Gemeldet hat sich Christine, die Frau, mit der er rund 25 Jahre seine Erlebnisse und natürlich Otto teilen durfte. 2010 ist sie an Krebs verstorben.

Otto beeindruckt, als Auto und als Buch

Otto ist ein beeindruckendes Buch. Nicht nur, weil sie den Leser durch alle Kontinente führt, sondern auch, weil Gunther Holtorf seine Reisen mit unzähligen, faszinierenden Bilder dokumentiert hat.

Besonders spannend dabei: Viele der Fotos sind gleichzeitig ein Blick in die Vergangenheit. Viel hat sich in der Welt in den letzten 26 Jahren verändert. Was zu Reisebeginn noch ein großes Abenteuer war, ist heute in vielen Ländern völlig selbstverständlich: Einreise, Ausreise, gute und sichere Straßen. In andere Länder käme man heute überhaupt nicht mehr einfach so.Viel zu streng sind die Auflagen.

Mut gehörte definitiv zu diesen Reisen. Nicht nur, weil Gunther und Christine Holtorf meist im Freien bzw. in ihrem Auto im Freien übernachtet haben, sondern weil viele Streckenführungen absolut abenteuerlich waren.

  • Brücken ohne durchgehenden Belag. Nur zwei Holzbohlen, die mit den Reifen genau getroffen werden müssen, wenn man heil die andere Seite erreichen will.
  • Geröllstrecken, die eine Herausforderung für Stoßdämpfer und Achsen sind.
  • Steigungen, die schier unüberwindlich scheinen.

Doch Otto findet zuverlässig seinen Weg und bringt seine Besitzer sicher an ihre Ziele auf aller Welt.

Faszinierende Einblicke

Gunther Holtorfs Buch hat mich fasziniert. Die privaten, großformatigen Fotos mit den individuellen Anmerkungen haben mich seltsam berührt. Immer wieder nehme ich das Buch in die Hand und blättere. Und immer wieder finde ich neue Überraschungen und Einsichten.

Danke dafür, Herr Holtorf!

2017 wird Otto übrigens im Mercedes Benz Museum dauerhaft parken. Mit knapp 900.000 Kilometern auf der Uhr. Bis dahin ist er auf Abschiedstour durch Deutschland.

Gunther Holtorf

Gunther Holtorf wurde 1937 in Göttingen geboren. Sein erstes Leben widmete er der Fliegerei, war Landeschef der Lufthansa unter anderem in Argentinien, Hongkong und Indonesien und leitete später die Airline “Hapag-Lloyd Flug”.
In seinem zweiten Leben blieb er am Boden. Zusammen mit seiner Frau Christine, die 2010 verstarb, bereiste er 26 Jahre lang die Welt. In ihrer Mercedes G-Klasse, die sie “Otto” tauften, besuchten Sie 215 Länder.
Heute lebt Gunther Holtorf am Chiemsee.

Buchinfo: Otto von Gunther Holtorf, erschienen bei riva, Dezember 2015, 208 Seiten, Hardcover, € 29,90, ISBN 978-3-86883-778-0. Danke für das Leseexemplar.

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