Pfeif auf die Noten und mach trotzdem deine Ausbildung

Du willst eine Ausbildung machen aber deine Noten sind einfach unterirdisch? Dafür bist du ein absoluter Technik-Freak oder ein Naturtalent in Sachen Dienstleistung. Wäre es nicht cool, wenn es Unternehmen geben würde, denen deine Noten egal sind, weil du ins Unternehmen passt? Das hat sich auch die Trumpf Gruppe in Ditzingen bei Stuttgart gedacht und ihr Ausbildungswesen komplett revolutioniert.

setzen 6Ende Januar war ich beim New Work Lab, einer neuen Veranstaltungsreihe der bwcon Stuttgart. Ehe es zum kreativen Teil ging, haben diverse Sprecher mit ihren Themen auf die Arbeitswelt, insbesondere das Personalwesen 4.0, eingeschworen.

Trumpf in Ditzingen: Herausragend anders!

Herausragend für mich: Herr Schneider von der Trumpf Gruppe in Ditzingen bei Stuttgart. Ein Mann, der nicht nur drüber redet, sondern auch macht. Und deshalb hat er „einfach mal“ beschlossen, dass Schulnoten für die Auszubildenden bei Trumpf künftig keine Rolle mehr spielen. Schließlich sagen sie nur, ob jemand in der Schule gut oder schlecht zurecht gekommen ist. Dabei können die jungen Leute tolle Stärken haben, die nur eben für die Schule nicht relevant sein. Neben fachlichen Kompetenzen denke ich dabei auch an Sozialkompetenz, Empathie, Offenheit.

Um die wirklichen Stärken der Jugendlichen, die sich um eine Ausbildung bei Trumpf bewerben, herauszufinden, hat man einen ganz individuellen Onlinetest konzipiert. Mit Erfolg. Die Auszubildenden, die über diesen Test ins Unternehmen gekommen sind, haben sich wunderbar entwickelt.

Die Schule ist not amused

Sehr zum Ärger der Schulen, die sich um ihre Expertise betrogen fühlen. Hatten sie doch seit Anbeginn der Schulpflicht die Hoheit über das Wohl und Wehe junger Menschen. Wer vor den Augen der Lehrer nicht bestehen konnte, dem war viel zu oft der Weg in eine erfolgreiche Zukunft versperrt. Wir alle wissen, dass für ein “Schulversagen” vieles verantwortlich sein kann: Eine stark einseitige, z.B. naturwissenschaftliche Prägung, Lehrpersonal, mit dem man nicht kann, Unter- oder Überforderung, und vieles mehr.

In der Ausbildung wird dann unter anderem mit Design Thinking gearbeitet, also die Kreativität angezapft. Wieder mit großem Erfolg.  Und mit dem Segen der Industrie- und Handelskammer, die bei Lehrlingsberufen ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hat. Zwar ist man nicht begeistert aber da die neuen Strukturen mit großer Sachkompetenz eingeführt worden sind, gibt es nichts zu bemängeln.

Als Sahnehäubchen hat man bei Trumpf die Recruitingwege auf der Suche nach Auszubildenden überdacht und ist jetzt dort, wo die Schüler sind: Bei Youtube, Facebook, Twitter und Co. Das Ergebnis: Die Bewerbungen sind von zirka 900 auf über 2.500 gestiegen.

Es wird höchste Zeit, das Schulsystem zu revolutionieren

Für mich ist das ein  hervorragender Ansatz und ein Schritt in die richtige Richtung, endlich unser völlig veraltetes Bildungssystem zu überholen. Es kann nicht sein, dass Schülerinnen und Schüler im Wesentlichen heute noch genau so ausgebildet werden, wie ich selbst als Schülerin. Wo die Reise hingehen muss, beschreiben unter anderem Jörg Dräger und Ralph Müller-Eiselt in ihrem beeindruckenden Buch Die digitale Bildungsrevolution.

 

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