Vor drei oder vier Jahren war ich noch völlig überzeugt, kein Typ für eine reine Homeoffice Tätigkeit zu sein. Niemand zum Reden beim Kaffee holen, keine schnellen Rückfragen, wenn was unklar ist, keine Möglichkeit, sich mal auszukotzen, wenn man gerade nicht vorwärts kommt. Dafür aber reichlich Möglichkeiten, sich anderweitig abzulenken. Das waren nur ein paar meiner Bedenken.
Auch mal der Intuition folgen
Dann kam eine berufliche Veränderung und der einzige Haken daran war: Es war Homeoffice in Teilzeit. Beides eigentlich Ausschlusskriterien bis dahin, aber mein Bauch sagte mir ganz entschieden, ich solle das machen. Und mein Bauch hatte Recht! Aber so was von Recht.
In den vergangenen drei Jahren habe ich kaum noch Zeit auf dem Weg zur Arbeit oder zurück vergeudet. Meinen Tag konnte ich weitgehend einteilen. Wenn ich müde war, auch mal eine Stunde die Augen schließen und dann motiviert weitermachen. Ich habe gelernt, mich neu zu koordinieren und akzeptiert, dass meine beste Arbeitszeit zwischen sieben und dreizehn Uhr liegt. Zumindest im Sommer. Im Winter schiebt sie sich etwas nach hinten. Logischerweise lege ich mir komplexe Aufgaben also auf den Vormittag. Bei schönem Wetter – davon gab es dieses Jahr ja reichlich – arbeite ich auf dem Balkon, genieße die frische Luft. Ehe jetzt Fragen kommen: Klar, bin ich bei wichtigen Terminen vor Ort. Egal wo.
Wenn Arbeit gesund macht
In dieser Zeit war ich praktisch nicht krank, überwiegend gut gelaunt und sehr produktiv. Ich habe mich in viele neue Programme eingearbeitet und wieder ein Mal festgestellt, wie sehr ich das mag. Und ich behaupte meine Lieblinge gegenüber anderen Tools, wenn ich mit denen einfach effektiver bin. Mit etwas gutem Willen findet sich immer eine Lösung.
Spannend daran: Seit ich so arbeite, lerne ich immer mehr Menschen kennen, die ähnlich arbeiten. Häufig sind das junge Unternehmen, nicht selten etwas nerdy, kreativ und wirklich etwas bewegend. Und genauso häufig haben sie erst Bedenken, dass eine solche Form der Zusammenarbeit mit jemandem, der schon auf der Welt war, als die “Digital Natives” geboren wurden, funktionieren kann. Allerdings dauern die Vorbehalte nicht lange, dann überzeugt die Selbstständigkeit und die Gelassenheit bei der Arbeit. Neue Tools? Kein Problem. Muss man sich halt anschauen und austesten. Richtungswechsel in der Firmenausrichtung, weil der Markt sich so schnell ändert? Ja und? Veränderung gehört zu Leben und hält den Geist wach. Apropos wacher Geist: Wer in jungen Unternehmen arbeitet, kann sich meistens auch überall da einbringen, wo er/sie was auf dem Kasten hat oder wo er/sie sich einarbeiten möchte. Eine weitere Sache, wo sich Menschen mit Erfahrung kräftig punkten können. Vorausgesetzt, sie sind bereit, ebenfalls von anderen zu lernen.
Long Story Short
Um es kurz zu machen: Ich möchte diese Form der Arbeit nicht mehr missen. Weitgehend selbstbestimmt aber für das Team und mit dem Team. Abwechslungsreich, ohne die eigenen Stärken zu vernachlässigen oder sich zu verzetteln. Entspannt, weil die Umgebung offen ist. Offen für Neues, offen für Fehler, offen für Menschen und ihre Eigenheiten.
So, was hat das jetzt mit dem Buch “So wollen Top-Talente arbeiten” von Jan Brecke zu tun?
Eine ganze Menge. Denn was ich oben beschrieben habe, sind Ansprüche und Eigenschaften, mit denen sich Unternehmen auseinandersetzen müssen. Nicht nur bei jungen, neuen Talenten, sondern auch bei vielen engagierten „Altlasten“. Und diese für sich zu gewinnen und im Betrieb zu halten, wird in der Zukunft noch entscheidender für den Unternehmenserfolg.
Dabei haben es die Unternehmen nicht einfach. Bis zu fünf “Arbeitnehmergenerationen” bewegen sich aktuell unter deutschen Firmendächern und nicht alle Babyboomer und “noch älter” sind so gestrickt, wie ich das bin. Übrigens auch längst nicht alle „Digital Natives“. Hier die neuen freien Geister mit den erfahrenen freien Geistern zu Teams zu führen, ist kein einfaches Unterfangen. Eine klare Unternehmenskultur mit starker Vision ist eine wichtige Herausforderung dafür.
Ebenso wichtig sind Vertrauen und Freiheit zur Entfaltung der Potenziale. Eine Aufgabe, die den Personalbereichen Kopfzerbrechen bereitet. Personalentwicklung lautet das Zauberwort der HR. Ein Begriff, den ich übrigens furchtbar finde. Er ist so passiv. Wer maßt sich an, einen Menschen zu entwickeln? Lässt man Talenten eine genügend lange Leine und stellt ihnen erfahrene und gleichzeitig offen und neugierig gebliebene Kräfte als “Brückenbauer” zur Seite, entwickeln sich hervorragende Teams. Da gehe ich jede Wette ein. (Fällt es auf, dass ich bevorzugt in KMUs “Brückenbauerin” zwischen den Werten von heute und morgen werden möchte? Nein, oder?)
Jan Breckes Buch – ein sehr guter Ansatz
Jedenfalls konnte ich bei Jan Breckes Buch oft nicken. Endlich redet mal jemand von Potenzial und meint damit nicht Noten in Abschlüssen. Von Neinsagern und Querdenkern. Und er redet von Führung und meint damit nicht nur Hierarchie sondern primär unterstützende Begleitung. Eine Aufgabe, der viele unserer Führungskräfte nicht gewachsen sind, denn sie sind wegen ihrer guten fachlichen Qualitäten aufgestiegen, nicht wegen ihres Führungspotenzials.
Brecke hat ein gutes Buch geschrieben, das alle, die mit freien Geistern arbeiten und ihr Unternehmen wirklich zukunftswirksam aufstellen wollen oder müssen, lesen sollten. Für mich geht es zumindest mal einen Schritt weiter als das meiste, was ich zu diesem Thema bisher gelesen habe. Allerdings noch nicht weit genug. Dazu fehlt mir die Option, dass viele Mitarbeiter Top-Talente werden können, wenn man sie wirklich in ihren Stärken arbeiten lässt und weniger stark reglementiert. Ganz egal, was ursprünglich in ihrer Stellenbeschreibung erfasst wurde. Und Vorschläge, wie Abteilungen und Bereiche umgebaut werden müssen, dass sie Mitarbeiter mehr als 30 Prozent ihrer Ressourcen (Gallup-Studie) in den Unternehmenserfolg einbringen können.
Wer dazu konkretere Ansätze hören will, muss sich mit Miriam Specht in Verbindung setzen. Sie hat bereits vor Jahren begonnen, praxistaugliche Modelle zum Unternehmensumbau zu entwickeln, die den Menschen und seine Potenziale in den Vordergrund stellen und wirkliche Top-Performance ermöglichen. Ich stelle gerne den Kontakt zu ihr her.
Holt euch ein Exemplar von “So wollen Top-Talente arbeiten”
Da Miriam Specht aber noch nichts publiziert hat, biete ich meine Lesern zur Einstimmung auf die schöne, neue Arbeitswelt ein Exemplar von “So wollen Top-Talente arbeiten” an. Natürlich neu vom Frankfurter Allgemeine Buch. Danke für die Bereitstellung des Buches.
Als Gegenwert möchte ich dafür gerne einen Kommentar unter diesem Beitrag, was dich/euch an der Arbeitswelt von morgen reizt.
Bitte beachte dabei folgende Punkte:
- Beantworte ab sofort bis spätestens 19.10.2015 unter diesem Blogpost folgende Frage: Was reizt dich/Sie an der Arbeitswelt von morgen
- Verlost wird ein Exemplar des o.g. Buches.
- Die Verlosung erfolgt bis spätestens 22.10.2015.
- Der oder die Gewinnerin wird zur Ermittlung der Versandadresse von mir per E-Mail kontaktiert, also gebt bitte eine E-Mail-Adresse an. E-Mail-Adressen werden von mir ausschließlich zur Benachrichtigung des/der GewinnerIn und zur Ermittlung der Versandadresse verwendet.
- Gebt keine Adressen in den Kommentaren an (Datenschutz!).
- Versendet wird ausschließlich an Adressen in Deutschland.
Und jetzt viel Erfolg beim Gewinnspiel und viel Spaß beim Lesen des wirklich interessanten Buches!
Jan Brecke
Jan Brecke leitet global HR Development bei Beiersdorf und hat als Senior Manager bei GE, UBS, der Deutschen Bank und Daimler Potentialträger in den USA, Japan, der Schweiz und Deutschland gecoacht und beraten. Der Dipl.-Psychologe und Betriebswirt ist spezialisiert auf die Entwicklung von Top-Managern, deren Nachfolgeplanung und Talent Management.
Buchinfo: So wollen Top-Talente arbeiten von Jan Brecke, erschienen bei Frankfurter Allgemeine Buch, Juni 2015, 203 Seiten, gebunden, € 24,90, ISBN 978-3-95601-085-9
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